Es liegt in der Magie des Buches, dass das Umklappen des Umschlags wie das Eintreten in eine andere Welt ist. Wir treten ein und orientieren uns: im Raum und in der Zeit. Bei diesem Buch besteigen wir einen Zug und legen uns in die Koje eines Schlafwagens. Vor uns liegen 9288 Kilometer, 146 Stationen, die wir in 146 Stunden und 22 Minuten zurücklegen, unterwegs begegnen wir 76 Menschen aus 36 Städten und Dörfern. Die Reiseroute: Moskau – Wladiwostok. Richtig, es ist die Transsibirische Eisenbahn.
Falsch, es ist keine kompakte Reisebeschreibung, die vor uns liegt. Es ist ein übergroßformatiges Bilderbuch, 24,5 x 34,5 Zentimeter in seinen Außenmaßen, und trotzdem braucht es drei dieser sehr großen Seiten, um allein die Reiseroute darzustellen. Und dann beginnt das Abenteuer: Wir blicken durch das Zugfenster auf die vorbeiziehenden Landschaften, von Europa über den Ural, durch West- und Ostsibirien in den Fernen Osten, jeder dieser vier Teile ein fein gezeichnetes Panorama in leuchtenden Farben.
Dann wechseln wir die Perspektive und sehen in unser Zugabteil hinein, lernen unsere Mitreisenden kennen, steigen an den Stationen aus für einen Rundgang, begegnen interessanten Leuten vor Ort, erfahren Bemerkenswertes über ihr Leben.
Eintauchen in Raum und Zeit braucht auch Raum und Zeit: für ein sehr großes Bilderbuch und für die Erkundung und Entdeckung der vielen vielen gezeichneten und beschriebenen Details. Ach ja, das Buch ist auf Russisch geschrieben. Wenn Sie das nicht lesen können, macht das gar nichts, das verstärkt lediglich den Reiz des Exotischen. Warum sonst sollte man eine Fernreise mit der Transsibirischen Eisenbahn unternehmen wollen?
Weitere Informationen gibt es auf der Website des Verlages Samokat und hier kann man hineinblättern in das erste Kapitel.
Aleksandra Litvina & Anja Desnitzkaja
TRANSSIB: Pojesd otpravljajetsja! ТРАНССИБ. Поезд отправляется!
Moskwa: Samokat, 2020.
ISBN 978-5-91759-838-3