Herr Fuchs ist ein Bücherfuchs. Richtig, ein Bücherfuchs und keine Bücherratte und auch keine Bücherlaus. Deshalb ist er auch eher ein Einzelgänger bzw. ein Einzeltäter. Denn während andere Füchse freilaufende Hühner ins Visier nehmen, treibt Herrn Fuchs die Leidenschaft für Bücher zur Tat. Sein unersättlicher Appetit auf Bücher löst eine Kaskade an Kalamitäten aus … und eine ungeahnte Karriere.
Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Leidenschaft manchmal auch. Bei Herrn Fuchs auf jeden Fall:
„Tatsächlich mochte der kleine Herr Fuchs Bücher so gerne, dass er, immer wenn er eines zu Ende gelesen hatte, dasselbe mit einer Prise Salz und etwas Pfeffer verspeiste.
Mit dieser Vorliebe stillte er also nicht nur sein Bedürfnis nach Bildung, sondern auch seinen Hunger. Und der war riesengroß.“
Bei drei Mahlzeiten am Tag ist das eine kostspielige Leidenschaft. Als umfassend gebildeter Fuchs versetzt Herr Fuchs zunächst all seine Möbel, doch das genügt nicht: „je mehr Bücher der kleine Herr Fuchs in sich hineinstopfte, desto größer wurde sein Appetit.“
Da er sich seinen „Lieblingsdelikatessenladen“, die „Buchhandlung an der Ecke“, nicht mehr leisten kann, verspricht er sich Rettung von der Bücherei – aus der „ihm eine köstliche Papierduftwolke in die Nase“ steigt. Tatsächlich erweist sie sich als Schlaraffenland:
„Lecker, lecker!, dachte der kleine Herr Fuchs. Er konnte es kaum fasssen, dass man von hier die Bücher umsonst mitnehmen durfte.
Von nun an kam der kleine Herr Fuchs jeden Tag in die Bücherei. Unauffällig begutachtete er seine Leibspeisen und leckte, schnupperte und schleckte an der einen oder andere Probeseite. Hatte er etwas nach seinem Geschmack gefunden, verstaute er es in seiner Fuchstasche und schleppte es nach Hause.“
Ausgerechnet seine Vorliebe für dicke russische Klassiker wird Herrn Fuchs schließlich zum Verhängnis … Die kriminelle Laufbahn des Herrn Fuchs, über die an dieser Stelle nicht zu viel verraten wird, nimmt erst im Gefängnis eine Wendung. Denn hier kommt Herr Fuchs auf die geniale Idee, selbst Buchseiten zu produzieren. „Bildung ist kein Arsenal, Bildung ist ein Horizont“, schreibt nicht umsonst der Philosoph Hans Blumenberg. Und so öffnet sich auch für Herrn Fuchs eine neue Karriere als Bestsellerautor …
Diese wundervolle Geschichte ist ein Fest für alle Sinne: Gemeinsam mit Herrn Fuchs steigt uns Bücherliebhaber*innen die „Papierduftwolke“ in die Nase, läuft uns das Wasser im Munde zusammen bei „eleganter Sprache“ und schmatzen wir selig angesichts „von Romanen mit mindestens 600 Seiten“. In die Bücherwelt des kleinen Herrn Fuchs treten wir durch die plastische Bildwelt der Autorin und Illustratorin ein, die ihre Geschichte mit architektonisch anmutender Linienführung zur Wirkung bringt.
Nach 20 Jahren erscheint das Bilderbuch von Franziska Biermann in einer appetitlichen Neuausgabe der Edition Nilpferd – die nicht nur ein Festessen ist, sondern so richtig Lust auf mehr macht. Sie bildet den Auftakt zu einer „neuen Reihe um den beliebten Bücherfresser“, wie der Verlag der schönen Bilderbücher verspricht. Und weil Herr Fuchs auch Weihnachten mag, ist für weitere Lesefutterquellen gesorgt. Bis dahin basteln wir fleißig Fuchs-Masken und singen den Lesefutter-Song. Lecker, lecker!
- Franziska Biermann: Herr Fuchs mag Bücher! Edition Nilpferd im G&G Verlag, 2022, ISBN 978-3-7074-5270-9
- Eine Kostprobe gibt es auf der Website der Edition Nilpferd.
- Die Vorlage für die Fuchs-Maske inklusive Bastelanleitung und den Lesefutter-Song gibt es auf der Website zum Buch.