„Wie wird unsere Welt in der Zukunft aussehen?“ Das ist die zentrale Frage dieses Bilderbuches. Sie wirft viele weitere Fragen auf – denn es geht dabei einfach um alles, was wir Menschen auf der Welt tun und was wir brauchen: Essen, Kleidung, Wohnen, Fortbewegung, Energie, Wissen, Spielen. Jedem dieser Aspekte ist ein Kapitel gewidmet, und jedes Kapitel ist als Frage formuliert, die mit „Was wollen wir …“ oder „Wie wollen wir …“ beginnt. Grammatikalisch drückt die Konstruktion wollen + Infinitiv aus, so sagt uns das DWDS, „dass der Wille, Wunsch oder die Absicht des Subjekts darauf gerichtet ist, dass der Inhalt des Infinitivs … realisiert wird“. Wie passt dieser Realisierungswille zum Buchtitel: Unsere Zukunft träumen?
Genau das macht dieses Buch: Es regt zum Fragen, Staunen, Wundern, Zustimmen, Kopfschütteln an. Auf der Textebene führt es dazu einen Dialog: Es spricht die jugendlichen Leser*innen (Verlagsempfehlung: ab 10 Jahre) direkt an: „Auch du bestimmst, wie die Zukunft sein wird, denn du kannst sie mitgestalten!“ Und weil die Zukunft jetzt beginnt, kann jetzt „losgeträumt und groß gedacht werden“.
„Schmecken selbst gepflückte Erdbeeren besser?“ Die Frage lässt sich nur beantworten, wenn du Erdbeeren auf dem Dachgarten eines Hochhauses anbaust. „Doch was passiert eigentlich mit den Sachen, die wir nicht mehr tragen wollen und wegschmeißen?“ Das kannst du mit einem Schulranzen aus recycelten Plastiktüten erfahren. „Können Kleider sprechen und fühlen?“ Hier hilft dir ein Selbstversuch mit dem „Umarmungsshirt“ mit eingenähten Sensoren.
Grüne Trichterstädte, mobile Häuser, Bahnreisen in Schallgeschwindigkeit , Energieeerzeugung durch Fußwege, Biogasanlagen aus Speiseabfällen – genialerweise zeigt Patricia Thoma dir all diese Möglichkeiten der Zukunft anhand konkreter Beispiele: die in der Vergangenheit bereits designt, in der Gegenwart schon ausprobiert wurden. Dafür nutzt sie ein einfaches, aber effektvolles Verfahren: In Anmerkungen am Buchende werden diese realen Beispiele aus aller Welt in zwei Sätzen vorgestellt. Wir verstehen also, dass hier keine reinen Wolkenschlösser gebaut werden, sondern wie groß der Reichtum der menschlichen Fantasie ist. Wenn wir wollen, dann können wir!
„Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt.“
Albert Einstein
Besonders beeindrucken die letzten beiden Kapitel: „Was wollen wir wissen?“, fragt das vorletzte. Fragenstellen ist die Grundlage des sokratischen Dialogs. Lernen braucht Räume, „die den Blick auf die Welt öffnen. Denn wir lernen nicht nur in der Schule, sondern immer und überall.“ Die wichtigste Botschaft des Wissens-Kapitels: Fehler machen ist genial. Aus „Missgeschicken können mit Hilfe der Fantasie manchmal geniale Erfindungen entstehen“ – zum Beispiel Penicillin. Die Fantasie zeichnet uns Menschen aus, keine Maschine hat diese Vorstellungskraft.
„Wie wird unsere Welt in der Zukunft aussehen?“ Auf der Suche nach Antworten auf diese Kernfrage verwundert das Schlusskapitel zunächst: „Wie wollen wir spielen?“, fragt es. Als Homo ludens kommen wir auf die Welt. Und spielend lässt sich die Welt verbessern, miteinander, mit Fantasie und Kreativität.
Patricia Thoma begleitet die kurzen Texte mit den vielen Fragen und Denkanstößen mit großflächigen Bildcollagen, die quer durch Raum und Zeit unseres Lebens auf dem Planeten Eerde führen – und die auf jeder Seite uns Menschen und unsere Fantasie in den Mittelpunkt stellen. Im Vorsatz schauen wir auf den Arbeitsplatz der Illustratorin, Kinderbuchautorin, Museumspädagogin, über dem Entwürfe für das Buch an der Wand hängen. Im Nachsatz sehen wir sie daran arbeiten: mit Kreativität für die Zukunft. Wenn wir wollen, dann können wir! Dieses Bilderbuch bietet dafür Inspiration pur.