Mit ihrem neuen großformatigen Bilderbuch laden die polnischen Grafiker*innen Aleksandra Mizielinska und Daniel Mizielinski zur Beantwortung der Frage nach der Urnatur im geschützten Raum ein: „was Nationalparks über die Natur verraten“.
„Wieder ein kleines Meisterwerk im Großformat!“, rief Klaus Humann in DIE ZEIT zu seinem Erscheinen, und die Jury der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur machte das Buch im Dezember 2020 zum Natur-Buchtipp des Monats mit der Begründung: „Kluge Texte, starke Bilder und ein Plädoyer für die Natur!“
Die klugen Texte verbergen sich in Comicdialogen und Bildunterschriften, die starken Bilder sind in minutiösen Strichen gezeichnet und überaus detailgenau. Und das Plädoyer für die Natur erschließt sich all jenen, die ihre Augen auf dieses Reiseabenteuer der Vielfalt schicken.
Dieses Abenteuer entfaltet sich auf 128 Seiten im Großformat 37,7 x 27,9 cm – ideal für Armchair Traveller, aber nur für solche, die über ein entsprechend solides Sitzmöbel verfügen. Die Reise beginnt in Polen, dem Geburtsort dieses Buches, im 1932 gegründeten Białowieża-Nationalpark. Dort lernen wir auch unsere beiden Reiseführer kennen: das Wisent Kuba und das Eichhörnchen Ula. Kuba wird von ihrer Cousine Dakota, einem amerikanischen Bison, nach Amerika eingeladen – und während Kuba sich noch sträubt („Wir waren in unserem ganzen Leben nur ein einziges Mal 20 km weit weg, und jetzt willst du ans Ende der Welt“), steckt Ula sie mit ihrer Sehnsucht an („Du weißt doch, wie gern ich verreisen würde“). Und los geht’s: Auf nach Yellowstone!
Die Comicpanels, in denen die Geschichte von Kubas und Ulas abenteuerlicher Reise in Sprechblasen erzählt wird, wechseln sich mit Bildgeschichten und Sachinformationen. Und mit Bildtafeln über Landschaften, Pflanzen, Tiere: „Ulas Kladde“, denn Eichhörnchen Ula führt ein Reisetagebuch wie eine Naturforscherin. Diesen vielfältigen Erzählfäden und Wissenspfaden zu folgen, lohnt sich – nicht nur für die Augen. Ihre Reise führt die beiden reiselustigen Polinnen nämlich nicht nur nach Yellowstone, dem ältesten Naturpark der Welt, gegründet 1872. Denn Bison Dakota ist mittlerweile einer Einladung des Pandas Min Min gefolgt.
Den vielfältigen Erzählfäden und Wissenspfaden in diesem Bilderbuch zu folgen, lohnt sich – nicht nur für die Augen.
Und so geht es weiter: über den Parque Nacional Manú nach Peru in den Jiuzhaigou-Nationalpark nach China. Von dort in den Namib-Naukluft-Park in Namibia, weiter in den Nordost-Grönland-Nationalpark, wo sie endlich Dakota treffen, mit der sie weiter zum Nationalpark Komodo nach Indonesien und schließlich zum Fjordland-Nationalpark in Neuseeland reisen. Dort gehen Ula die Malstifte aus – und so ist es Zeit, nach Hause zu reisen.
Menschen kommen nur sehr wenige vor in diesem Buch: mal ein Ranger, mal ein Naturforscher, mal ein Jäger, teils als Zerstörer, teils als Schützer. „Allmählich begriffen die Menschen, dass man in funktionierende Ökosysteme nicht eingreifen darf.“ Die Erkenntnis, mit der man aus diesem einzigartigen Augenabenteuer wieder auftaucht, ist ein Staunen über die Vielfalt der Natur – und eine Ehrfurcht, die zu einer nachhaltigen Neugestaltung der Mensch-Natur-Beziehung im Anthropozän anstiftet. Nicht nur im geschützten Raum des Nationalparks. Natur gibt es in wundervollster Vielfalt auch vor unserer Haustür zu entdecken. „Wir geben Natur Zeit und Raum“, heißt es auf der Website der österreichischen Nationalparks. Aber ist es nicht vielmehr die Natur, die uns Menschen Zeit und Raum gibt? An jedem Anfang steht eine Frage, auch im Anthropozän.